Wer kennt das nicht, man hält sein Neugeborenes in den Händen, ist mit dem Handling noch etwas unsicher  und das Kind beginnt zu weinen. Das Kind drückt mit seinem Weinen ein Bedürfnis aus, das es gerade hat. Zum Beispiel „Hunger“ nach dem Stillen wird es ruhig und zufrieden. Dieses Weinen ist völlig normal und es gibt keinen Grund beunruhigt zu sein.

Bei Schreibabies ist das anders.  Das Kind steigert sich beim Weinen in eine Art Hysterie und es lässt sich mit nichts aber mit gar nichts mehr beruhigen. Man probiert zu schaukeln, zu wippen, zu singen, man legt die Brust an, auch die wird bloß angeschrien, man wechselt die Windeln, man geht im Kopf seine Listen ab, woran es noch liegen könnte und stellt ernüchternd fest:

Ich habe keine Ahnung wie ich mein Kind beruhigen kann

Ich bin vom ständigen Schreien meines Kindes müde und überfordert, ich bin nur noch erschöpft;  oftmals folgt der Gedankengang einfach eine schlechte Mutter zu sein, denn als gute Mutter müsste ich doch mein Kind beruhigen können……

Kennen sie das? Dann sind sie schon mittendrin im Strudel von Schlafmangel, Versagensgefühlen, aggressiven Impulsen ihrem Kind gegenüber und einem Ohnmachtsgefühl.

Früher wurden es „Dreimonatskoliken genannt, heute sagt man dazu Regulationsstörung. Ich möchte ihnen hier versichern, sie sind damit nicht alleine! 20 % aller Säuglinge leiden an Unruhezuständen und übermäßigem Schreien. Leider sprechen wenige Eltern darüber. Erst wenn die Kinder größer sind und diese anstrengende Zeit vorüber ist erfährt man oft ehr zufällig im Gespräch mit Bekannten oder Freunden, dass auch sie diese Probleme hatten. Dabei wäre es so gut und hilfreich insbesondere in dieser schwierigen Zeit zu wissen, dass man als Mutter oder Vater nicht alleine mit seinem Kummer ist.

Früher nahm man an, dass die berühmten Dreimonatskoliken für das exzessive Schreien verantwortlich sind. Doch nun setzt sich die Theorie durch, dass durch das viele Brüllen, das Kind Luft schluckt und somit einen Blähbauch bekommt.  Kinder die unter keiner Regulationsstörung leiden, können sich zumeist selbst beruhigen, wenn ihnen etwas zu viel wird. Sie saugen zB. am Daumen und  schlafen ein. An einer Regulationsstörung zu leiden bedeutet für ihr Kind somit, dass es einfach noch nicht so gut mit der Umwelt zurechtkommt, und sich eben noch nicht selbst regulieren kann.

Wissenschaftler gehen auch von der Theorie aus, dass die Säuglinge mit der neuen Welt an sich nicht zurechtkommen. In ihrer geborgenen Welt im Bauch waren sie immer beschützt, es war warm, eng. Sie haben somit ihre Grenzen anhand der Bauchwand gespürt und wurden immer mit Nahrung versorgt. Jetzt auf der Welt angekommen, haben sie sprichwörtlich einiges zu verdauen. Angefangen vom Licht, das noch ungewohnt ist gibt es auch einen Tag und Wachrythmus, mit dem die meisten Babies noch zu kämpfen haben. Das Saugen an der Brust oder am Flascherl muss gelernt werden und bedeutet zu Beginn eine echte Anstrengung. Es kennt seine Mutter und seinen Vater insbesonders   an der Stimme und am Geruch. Wenn nun Bekannte zu Besuch kommen um das Neugeborene zu sehen wird das Kind von einer „Tante  zur Nächsten gereicht, das mag wohl für die Tanten nett sein, aber für das Kind, dass schon Probleme mit der Reizverarbeitung hat, ist das wie der blanke Horror – ein neuer Geruch, eine neue Stimme, andere Bewegungen als die der Eltern. Und nicht zu vergessen sollte man auch, dass es im Bauch immer eine bestimmte Enge gab, es hatte die Bauchwand an der es sich spüren konnte. Nun auf der Welt tut es den Babies oft gut, wenn sie gepukt werden, um diese geschützte Enge nocheinmal zu spüren und sich gut behütet und geschützt zu fühlen.

Wie weiß man nun, ob es sich um ein Schreibaby handelt?

Es gibt eine sogenannte Dreier Regel – aber was bedeutet sie?

Als Faustformel für exzessives Schreien gilt eine durchschnittliche Schrei-/Unruhedauer von

  • mehr als 3 Stunden am Tag
  • mindestens 3 Tage die Woche
  • über mindestens 3 Wochen

Welche Symptome sind zu beobachten?

Meistens zieht das Baby die Beine an, die Hände sind zu Fäusten geballt und der Bauch wie oben schon geschrieben wölbt sich nach außen, sodass es nach einem Blähbauch aussieht. Die Kinder kommen in der Regel untertags sehr schlecht zur Ruhe und schlafen höchstens 30 Minuten am Stück.

Das schrille Schreien wird vor allem abends mehr und erreicht fast immer zur gleichen Zeit den Höhepunkt. Es ist anzunehmen, dass das Kind genau in dieser Zeit die Eindrücke des Tages verarbeitet.

Natürlich fragen sich alle Eltern, die an ihre Grenzen stoßen, wie kann es nur weitergehen, wann hört das auf, hört es jemals auf, was kann uns helfen?

Ich kann sie beruhigen, es hört auf und es wird besser. Es gibt zwar kein Patentrezept jedoch gut ausgebildete Physiotherapeuten und Osteopathen können unterstützend helfen und ihrem Kind und somit auch ihnen das Leben erleichtern.

Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass man die Eltern bereits beim Handling unterstützen kann. Im Ohr ihres Kindes liegt das Gleichgewichtsorgan, wenn sie z.B. ihr Kind einfach hochheben, somit in die Senkrechten, kann es sein, dass ihr Kind mit Brüllen reagiert, weil es ihm unwohl, schwindelig und schlecht dabei wird. Besser ist es, die Bewegung über Rotation einzuleiten.

Mit diesem kleinen Beispiel wollte ich Ihnen zeigen wie sinnvoll es ist einen Physiotherapeuten oder Osteopathen zu Rate ziehen. Auch kann ein Osteopath mithilfe der Craniosacral Therapie helfen Spannungszustände ihres Kindes zu lösen.

Sie sollten bedenken, dass es nicht DAS Allheilmittel gegen das Schreien ihres Babies gibt. Nehmen sie Hilfe an, sei es durch den Besuch einer Schreiambulanz, einem persönlichen Gespräch mit ihrem Kinderarzt oder einer Behandlung bei einem Physiotherapeuten oder Osteopathen. Oft wirkt es wie ein Wunder, wenn die Mutter und das Kind osteopathisch behandelt werden. Somit kann der Mutter geholfen werden, wieder Energie zu tanken und ruhiger zu werden und dem Kind Spannung zu nehmen.